4.1 / Wenn’s kracht

Geschäftsleitung und Betriebsrat auf Konfliktkurs

In einem Punkt sind sich die Konfliktparteien einig: Besser das Unternehmen liquidieren als weiterwursteln – und dabei von allen Seiten draufzahlen.
Ich war selbst überrascht, wie schnell die Konfliktparteien zu einem Miteinander gekommen sind. Dazu beigetragen habe ich durch einen angemessenen Rahmen und durch zurückhaltende Moderation.
Und weil das so gut lief, haben wir den Workshop auch genutzt, um nicht nur Kosten zu senken, sondern auch Ertragspotentiale zu entdecken. Spontan wurden dazu weitere Mitarbeitende hinzugeholt.
Heute ist das Unternehmen vom „poor dog“ im Konzern zum Vorbild geworden.

Traditionsverein vor dem Aus

Die Position des Finanzvorstandes war das Zünglein an der Waage. Es fand sich niemand für diese Aufgabe: Die Alten Hasen wollten nicht mehr, die Jungen Hüpfer trauten sich nicht. Der Verein stand vor dem Aus, all sein (Immobilien-)Vermögen (in bester Innenstadt-Lage) half nicht mehr.
Meine Rolle als Moderator war, die unterschiedlichen (aber unhinterfragten) Perspektiven der Generationen zur Sprache zu bringen. Die Lösung war dann einfach: Ein Alter Hase plus zwei Junge Hüpfer übernehmen die Position gemeinsam. So konnten sie sogar miteinander und voneinander lernen.
Das ermutigte weitere Menschen und der Traditionsverein wuchs auch in seinem Angebotsportfolio über sich hinaus – ebenso wie die drei Finanzvorstände in ihrer Persönlichkeit.

Spitzenreiter
bei Arbeitsgerichtsprozessen

Das Dienstleistungsunternehmen war im Konzern gefürchtet, weil es dort die meisten Arbeitsgerichtsprozesse pro Mitarbeiter gab. Das Führungsteam wusste selbst nicht mehr weiter.
Schon in der Aufwärmphase des Zwei-Tage-Workshops wurde mir deutlich, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur gegeneinander zu arbeiten gewohnt waren, sondern wie sie dabei auch jede Regel auszuhebeln versuchten.
Mein Beitrag bestand zunächst darin, eine kühne Prognose abzugeben: „Ihrem Unternehmen gebe ich noch maximal fünf Jahre.“ Dieser Schuss vor den Bug hatte gesessen.Offenbar hatte noch niemand die Sache so klar angesprochen.
Erfreulich war, dass ich im weiteren Verlauf des Workshops meine Prognose korrigieren durfte: Die Mitarbeitenden kamen überraschend schnell zu einer konstruktiven Arbeitskultur – zumindest im Rahmen meines Auftrages.

Projekt völlig in den Sand gesetzt

Der Bericht sorgte für eisige Stimmung: Die beiden Projektleiter berichteten ihrer bundesweiten Mitgliederversammlung, wie umfassend sie ein Projekt in den Sand gesetzt hatten und wie dafür die Filialen finanziell einspringen müssten. Verständlicherweise war davon niemand begeistert.
Mein Beitrag als Moderator war insbesondere das Argument, dass es nun nicht um eine möglichst gute Lösung gehe, sondern um „eine möglichst wenig schlechte Lösung“.
Im Ergebnis war das Risiko vom Tisch, dass die ganze Mitgliederversammlung arbeitsunfähig wurde. Zudem haben alle aus dem bezahlten Lehrgeld gelernt.